Shadowrun

Sperrzone Boston – Geänderte Reisepläne

Mit Sperrzone Boston werfen wir einen Blick auf den abgeriegelten Megaplex Boston mitsamt den Hintergründen, Plots, Charakteren und Geheimnissen, die sich in diesem Kessel voller Gewalt und Verzweiflung finden. Und auch die ADL-Regierung will wissen, was wirklich vor sich geht. Zusammen mit dem ARGUS, dem Nachrichtendienst der MET2000 plant man einen großen Fischzug. Was allerdings niemand erfahren soll... In der Kurzgeschichte Geänderte Reisepläne bekommt man einen kleinen Einblick, was Sperrzone Boston auch für Runner aus der ADL bereithält.

Urheber: Peer Bieber

Boston, Grenze zur Quarantänezone (QZ)

Locke konnte spüren, dass er das große Los gezogen hatte. Alle hatten Schiss vor der Quarantänezone, alle hatten Schiss vor der Krankheit, alle wollten raus und alle wollten rein, um rauszufinden, was in der QZ genau vor sich ging. Leider passte die Northeastern Metroplex Axis Quarantine Security Coalition (NEMAQSC) ziemlich gut auf, und die Fenster fürs Rein und Raus waren knapp. Aber Locke kannte jemanden beim Inspectional Services Department (ISD). Und wenn sie nicht gerade vögelten, dann gab es so einige interessante Dinge zu hören. Da war dieses Lagerhaus, das quasi direkt an die QZ ranreichte und einen Wartungsschacht zur angrenzenden Lagerhalle innerhalb der QZ hatte. Außerdem war im Lagerhaus ein Haufen an wertvollem Zeug. Und dann hatte Locke auch noch diesen Johnson mit dem seltsamen, harten Akzent getroffen, der bereit gewesen war, viel zu viele Nuyen auszugeben. Und nun waren Locke und seine Gang echte Shadowrunner, die jede Menge Knete bekamen, um etwas über ein Lagerhaus und die Grenze hinauszuschauen, das sie eh ausräumen wollten. Slim Jane hatte mittlerweile die Alarmanlage außer Funktion gesetzt, Donny Redfeather schaute zwar besorgt umher, ließ aber keine Anzeichen für magische Gefahren erkennen, und Toolbox’ kleine Schwebedrohne flog auch unbehelligt umher. Locke machte gerade eine mentale Liste von coolen Sachen, die er sich anschaffen würde, als der schöne Schein plötzlich zu Ende war. Fat Chino hatte noch nicht mal die Rollladen hochgestemmt, da brach der Helikopter über sie herein. Der Ares Dragon hatte genug Soldaten an Bord, um sie alle umzulegen oder durch schiere Präsenz zum Aufgeben zu zwingen. Locke nahm sofort die Hände hoch – er wusste, wann das Spiel zu Ende war. Fat Chino hingegen hatte vor dem Einsatz anscheinend ein paar Aufputschmittel zu viel eingeworfen, war eh nicht der Hellste und warf seine Brechstange mit aller Kraft in Richtung des tief schwebenden Ares Dragon. Deren Besatzung leider gar keinen Spaß verstand. Die Miniguns eröffneten das Feuer …

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Baumholder, ARGUS-HQ

„Das lief ja exakt so wie erwartet, nicht wahr?“ Die MET2000-Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Isabelle Harder war höchstens mittelmäßig begeistert. Denn die Aufklärung und Infiltration von Boston durch ARGUS, den Nachrichtendienst der MET2000, im Auftrag der Bundesregierung war ein Drahtseilakt, der sich im Aufbau schon etwas länger hinzog. Immerhin musste man die Operation vor einem großen Teil der „eigenen“ Leute geheim halten. Ares, das ebenfalls Anteilseigner der MET2000 war, und sein Vertreter im Aufsichtsrat, Oliver Laurence, würden solche Aktionen in ihrem Zuständigkeitsbereich nämlich gar nicht witzig finden – insbesondere nicht, da man sie vor ihnen verborgen hatte. Harder wandte sich an den Referatsleiter der Abteilung „Tea Party“, die für die UCAS zuständig war. „Haben wir jetzt genug Daten über Reaktionszeiten, Schwachpunkte und Einsatzdoktrin?“ Geórgios Topalidis seufzte leise.

„Frau Aufsichtsratsvorsitzende, mir wäre es eigentlich lieber, wenn wir die Sicherheitsmaßnahmen der NEMAQSC noch etwas besser austesten könnten. Andererseits würde ich das wahrscheinlich auch noch in einem halben Jahr sagen. Und am liebsten würde ich immer noch ein Team RICOs reinschicken, weil ich genau weiß, was die können, und weil sie absolut vertrauenswürdig sind. Und ja, ich weiß, warum das nicht geht. Und ich weiß auch, warum wir keine Runner vor Ort anheuern können. Mal ganz davon abgesehen, dass der Personalpool vor Ort nicht mehr so groß und das Risiko von Loyalitätskonflikten beachtlich ist.“ Harder produzierte fast so etwas wie ein Lächeln. Sie konnte Topalidis durchaus verstehen; ganz wohl war ihr bei dieser Geschichte ebenfalls nicht. „Dann ist die Liste also fertig und wir können starten?“ Topalidis öffnete die ARGUS-Personaldatenbank „Freie Mitarbeiter ADL und Anrainer“. „Ganz direkt gesagt haben wir hier jeden verlässlichen deutschen, österreichischen oder Schweizer Runner, der dem Auftragsprofil entspricht, und stellen daraus gerade ein passendes Team zusammen, während sich Jacques du Vair von der Abteilung Transport & Logistik schon um Tarnidentitäten und Reiserouten kümmert. Und Frau Brüggen kümmert sich um die Geheimhaltung im eigenen Haus. Wir können also Ende der Woche loslegen, Frau Aufsichtsratsvorsitzende.“ Harder nickte Topalidis zufrieden zu. „Dann mal los!“