Shadowrun

Autor: Sascha Morlok

Erzgebirge

Gepostet von: Sozialdarwinist


Gerne wird beim Wintersport in die Alpen geschaut, beim Weihnachtsmarkt nach Nürnberg, oder an den nächstbesten in irgendeinem Shoppingcenter. Das Erzgebirge wird bei diesen Aufzählungen gerne vergessen, dabei wächst seine Bedeutung im Bereich Tourismus von Jahr zu Jahr. Grund genug, auch mal einen Blick nach Osten zu werfen.

Flair und Besonderheiten

Nach der Wiedervereinigung wurden viele der ehemaligen DDR-Betriebe verkauft, verkleinert, oder auch komplett abgewickelt. Teilweise über Nacht verloren etliche Tausend Menschen ihre Arbeit. Aufgrund von Arbeitslosigkeit, sowie Chancen- und Perspektivlosigkeit zogen viele Bewohner entweder in die größeren Städte (Chemnitz, Dresden, Leipzig, Berlin), oder gingen in den Westen. Mit dem Aufstieg der Megakonzerne saugten sie einen weiteren großen Teil der Wirtschaftskraft der Region auf. Weitere kleinere Betriebe schlossen, oder wurden aufgekauft, mit anderen fusioniert und in den größeren Städten konzentriert. Als dann der Bergbau in der Region im frühen 21. Jahrhundert komplett eingestellt wurde, stieg die Arbeitslosigkeit in unermessliche Höhen. Erst mit der Gründung der Herzogtums stabilisierte sich die Lage ein wenig – maßgeblich durch die Gründung von staatlichen ("herzöglichen") Unternehmen und anderen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.

Dennoch blieb das Erzgebirge eine Region voller Widersprüchen. Zum einen gibt es stetig schrumpfende oder sogar schon komplett verlassene Dörfer, sowie eine (maßgeblich aus Menschen bestehende) Bevölkerung die gerne unter sich bleibt. Orks, Trolle oder Personen, die irgendwie als Russisch oder "muslimisch" gesehen werden könnten, sollten sich hier nicht zu lange aufhalten (die DNP und PNE erzielen hier jedes mal hohe Wahlerfolge). Hier gibt es zudem oft nur eine schlechte, teilweise sogar lückenhafte, Matrixabdeckung.

Auf der anderen Seite gibt es die Klein- und Mittelstädte wie Freiberg, Annaberg-Buchholz, Schwarzenberg, Marienberg und Aue. Hier konzentriert sich die Industrie. So gibt es zwar noch viele metallverarbeitende Betriebe, allerdings nahm spätestens mit dem Rückgang der Schwerindustrie die Bedeutung der lokalel Computer-, Elektronik- und Matrixindustrie wieder deutlich zu. Das sogenannte "Silicon Valley Sachsen" im Raum zwischen Dresden, Freiberg und Chemnitz ist einer der zwei großen Jobmotoren der Region. Hier sind sowohl die großen Kons, halbabhängige Zuliefererbetriebe, als auch lokale Player und Startups aktiv. Ein weiterer wichtigerer wirtschaftlicher Faktor hat sich in den Kleinstädten Altenberg, Eibenstock, oder Oberwiesenthal entwickelt. Nicht zuletzt hier hat man sich inzwischen fast vollständig dem Tourismus verschrieben. Man gibt sich weltoffen und international, ist höflich, spricht mehrere Sprache (wenn auch nur mithilfe von Linguasoft) und kann seinen Gästen durchaus etwas bieten. Neben etlichen Wanderwegen, Critterjagdgebieten oder architektonischen Sehenswürdigkeiten bietet das Erzgebirge vor allem aber auch Wintersportmöglichkeiten. Es gibt Skisprungschanzen, Skilanglaufgebiete, Abfahrtpisten, Bob- und Rodelbahnen, oder auch Biathlonstrecken. Im Erzgebirge finden sogar regelmäßig Wettkämpfe statt und es gibt sogar einen Olympiastützpunkt. Zur Weihnachtszeit beginnt in der Region zudem der Weihnachtstourismus. Schon zum ersten Advent öffnen die ersten Weihnachtsmärkte, von denen einige auch überregional bekannt sind und Besucher sogar aus der ganzen ADL und teilweise auch darüber hinaus anziehen.

> Die Berliner Konzerne spendieren ihren Angestellten und Managern gerne mal einen Tagesausflug, oder Kurzurlaub ins Erzgebirge. Gerade zur Weihnachtszeit und in den Winterferien brechen Heerscharen von Lohnsklaven von der Freistadt nach Sachsen auf. Es sind zwar nicht die Alpen, aber dafür ist man auch nicht den halben Tag unterwegs.
> Fienchen

> Leute befragen, zu verhören, einzuschüchtern, zu extrahieren oder gar umzulegen ist deutlich einfacher, wenn sie sich nicht mehr in ihrer abgeschotteten Wohnenklave oder Fabrikfestung aufhalten.
> Konnopke

Ein weiterer Vitalitätsmotor ist die Rückkehr des Bergbaus. Seit dem Ende Anfang des Jahrhunderts gab es immer wieder Pläne die wenigen verbliebenen Ressourcen (hauptsächlich Lithium, aber auch einige magische Mineralien) abzubauen. Aufgrund der Turbulenten ersten Hälfte des Jahrhunderts wurden die Pläne erst in den 40ern konkretisiert und in den 50ern begannen dann die ersten Bergbaudrohnen ihre Arbeit aufzunehmen.

Wichtige Machtspieler

Um den Tourismus nach den Eurokriegen wieder in Schwung zu bringen schlossen sich 2039 diverse lokale Skiliftbetreiber, Weihnachtsmarktinitiatoren, sowie Hotel-, Skihütten- und Diskothekenbesitzer zur Interessengemeinschaft Tourismus Erzgebirge (ITE). Gemeinsam (und mit Hilfe der „herzöglichen“ Militärregierung) baute man den Tourismus wieder auf, renovierte alte Anlagen, erstellte aufeinander abgestimmte Reiseangebote und vereinheitlichte die Werbung (wodurch auch deren Kosten sank). Nach dem Ende des „Herzogtums“ Sachsen wurde die Interessengemeinschaft, die über die Jahre sowieso immer enger miteinander verwuchs, in eine AG umgewandelt. Auch heute noch hält die ITE AG den Tourismussektor im Erzgebirge fest in seiner Hand, auch wenn die Zenit AG und einige andere schon länger ein Auge auf sie geworfen haben.

> Freiwillig wird ITE sein Monopol auch nicht aufgeben. Erst kürzlich haben sie einen Sicherheitsvertrag mit den Schwarzen Sheriffs abgeschlossen in der Hoffnung so Nebelherr als Verbündeten zu gewinnen.
> Corpshark

Ein weiterer lokaler Player ist die Produktionsgemeinschaft Holzkunst und Spielzeug Erzgebirge (PHSE). Sie tritt das Erbe der aufgrund von Abwanderung in den Westen, dem 1. Crash sowie den Eurokriegen untergegangenen Dregeno an. Sie entstand damals als Zusammenschluss aus den noch verbliebenen Betrieben aus Dörfern wie Seiffen und Wolkenstein. Sie sind die größten Produzenten der sogenannten "Erzgebirgischen Volkskunst". Diese sit vor allem für ihre Figuren und Spielzeuge aus Holz bekannt (oft mit Weihnachts- oder Wintermotiven), wie etwa Nussknacker, Räuchermänner, Weihnachtskrippen, aber auch Flügelpyramiden und Schwibbögen. Für die Deutsch-Katholische-Kirche fertigen sie zudem Jesuskreuze und Heiligenfiguren an.

> Wer jetzt denkt, es handelt sich hier um kleine Familienbetriebe, die in ihrer Garage mit einem Messer an kleinen Holzstücken schnitzen, der schaut zu viele Historien-Trids. Dies ist eine ausgefeilte Industrie in der VR zum erstellen von 3D-Modellen genutzt werden und Präzisionskreissägen, Laserschneider, 3D-Drucker, sowie Hochleistungskleber und Lacke zum Einsatz kommen. Das Zeitalter von kleinen Familienmanufakturen ist auch im Erzgebirge längst vorbei.
> Eva

Bereits im Herbst läuft die Produktion bei der PHSE auf Hochtouren. In dieser Zeit kommen die Großaufträge von Weihnachts- und Wintermärkten, wie etwa in Nürnberg und Aachen, aber auch großen Malls, Kaufhäusern, sowie Städten und Gemeinden. Diese wollen nicht nur die üblichen Holzfiguren, sondern auch übergroße (5 Meter und mehr) Nussknacker, Räuchermänner, oder Flügelpyramiden als Blickfang für ihre Besucher haben. Zu dieser Zeit stehen sie in besonderer Konkurrenz, gerade zu Billiganbietern aus Fernost oder irgendwelchen (oft zu Aztech gehörenden) Sweatshops in Mittel- und Südamerika oder Afrika. Die PHSE versucht dabei mithilfe der Kanzleien des FBV rigoros sowohl gegen inländische wie auch ausländische Plagiate vorzugehen. Wenn das nicht reicht, greifen sie auch gerne auf Runner zurück.

> Damals '73 hat das CentrO einen riesigen Nussknacker irgendwo im früheren China herstellen lassen, weil es günstiger war. Nachdem dieser dann in Duisburger Hafen ankam, haben irgendwelche Ganger den Container in dem der Nussknacker gelagert wurde "ganz zufällig" in Brand gesteckt. Tja, dann mussten sie doch einen aus dem Erzgebirge kommen lassen.
> Ruhrork

> Mir sind ja schon einige komische Erstlingsjobs untergekommen, aber eine riesigen Nussknacker in Brand zu stecken, ist schon ein ungewöhnlicher Beginn der Runnerkarriere.
> Flitter

Wichtige Orte und Freizeitmöglichkeiten

Chemnitz

Eigentlich möchte ich an dieser Stelle kein Wort über diesen Schandfleck verlieren, allerdings reichen die letzten Ausläufer des Erzgebirges in die südlichsten Stadtteile. Man kann also nun Haare spalten ob die Stadt zur Region gehört, oder nicht. Was jedoch viel wichtiger als die Stadt selbst ist, ist der Smog, die chemischen Dämpfe und der Feinstaub der in Chemnitz in die Luft gepustet wird. Oder viel mehr wurde. Nachdem während des 2. Crashs die wenigen noch vorhandenen Luftfiltersysteme versagten, wurde eine gewaltige Menge an ungefilterten Industrieabgasen in die Luft gepustet. In Folge dessen starben in den nächsten Monaten und Jahren etwa 100 Leute. Auch Heute noch leiden viele unter Atemwegserkrankungen. Nach der Wiedereinsetzung einer demokratischen Regierung in Sachsen nahm diese daraufhin die Aussetzung der Umweltgesetze wieder zurück, die der "Herzog" einst beschloss. Seitdem ist die Luftbelastung deutlich zurückgegangen. Aber auch Jetzt, knapp 20 Jahre später laufen viele in Chemnitz immer noch mit Schutzmasken rum. Und wenn der Wind ungünstig steht weht der ganze Feinstaub ins Erzgebirge

> Die ITE hat sich mehr als nur einmal bei der Landesregierung deshalb beschwert. Wer seinen Urlaub mit einem dauerhaften Hustenanfall verbringt, der kommt nächstes Jahr nicht wieder. Das ist aber noch nicht alles. Schaut euch mal das Gras und die Bäume in der Nähe von Chemnitz an. Wirklich grün ist da nichts mehr. Aber es gibt schon länger die Vermutung, dass sich die lokalen Kons nur sehr widerwillig an die zwar lückenhaften aber dennoch existierenden Umweltgesetze und -auflagen halten.
> Ecotope

> Dafür haben windige Geschäftsleute eine Skihalle am Stadtrand errichtet. Das ist doch auch was.
> Cynic

> In Chemnitz wird übrigens das maßgeblich von Krupp geförderte Lithium weiterverarbeitet.
> Corpshark

Wintersportorte

Der Wintersport ist sowohl auf der deutschen wie auch der tschechischen Seite des Erzgebirges ein bestimmendes Element. Alpiner Skisport findet sich vor allem auf dem Fichtelberg-Keilberg-Massiv bei Oberwiesenthal, am Hemmschuh, sowie etwa bei Altenberg, Geising, Holzhau, Johanngeorgenstadt, und Seiffen. Neben diesen Abfahrtstrecken existieren noch einige Skilanglaufstrecken, wie auch einige Sprungschanzen, Bob- und Rodelbahnen und Wintersportarenen in Oberwiesenthal und in Altenberg. Neben der Skihalle in Chemnitz gibt es in der Region zudem noch einige VR-Skicenter, wo man sowohl Ski- und Snowboardfahren lernen kann, oder auch Abfahrten machen kann, die es so in der Realität nicht gibt. Zudem machen sie die Region auch das ganze Jahr über attraktiv für einen Winterurlaub – selbst wenn er in einer Halle, oder nur virtuell ist.

Ganz in alpiner Tradition kann man hier zunächst dem Sport nachgehen und danach (oder auch schon vorher) dem Après-Ski frönen. Das hat zwar weder etwas mit der Region, noch mit der Tradition zu tun, allerdings hat die ITE AG sehr schnell gemerkt, dass sich damit am meisten Geld verdienen lässt. In zu Diskotheken umgewandelte Skihütten werden die Touristen mit Alkohol und anderen Drogen abgefüllt, werden lautstarker und verdummender Partymusik ausgesetzt und werden vom Dirndl und sonstigen Pseudotracht-tragenden Personal zum weiterfeiern animiert.

> Viele der Bedienungen und Kellnerinnen und Animateurinnen haben sich sicher einen anderen Beruf vorgestellt – insbesondere einen, wo sie nicht andauernd mit weitem Dekolleté herumlaufen und sich von besoffenen Typen anfassen lassen müssen. Leider ist das – neben Kassiererin im Supermarkt, Putzfrau in einem der Hotels, Fließbandarbeiterin in der Fabrik und Prostituierte – so ziemlich der einzige Beruf für eine Frau mit schlechtem Bildungsabschluss im Erzgebirge, der halbwegs ausreichend bezahlt wird. Also lassen die Frauen (und wenigen Männer) das ganze über sich ergehen, denn wer den Mund aufmacht der fliegt.
> .rez

Es ist also genau so schlimm wie man es sich vorstellt. Allerdings kommt damit Geld in die ansonsten leeren Kassen der Städte und Gemeinden, so dass sie ITE weiter gewähren lassen. Somit kann sich das Touristikunternehmen von Umweltbedenken (etwa wegen des künstlichen Schnees und der Erosion durch die stetige Verbreiterung der Pisten) und anderer Kritik sehr leicht freikaufen – wobei das meiste Geld sowieso beim Unternehmen hängen bleibt.

Freiberg

Freiberg im Erzgebirge ist prinzipiell für drei Dinge bekannt. Zum einen für den Bergbau. Die Stadt ist der Sitz der TU Bergakademie Freiberg, Dies ist keine normale Uni mit einem vollen, sondern mit einem eingeschränkten Kursangebot, welches sich um die Erkundung, Gewinnung, Verarbeitung, Veredlung und Wiederverwendung von Rohstoffen und Materialien dreht. Es verwundert deshalb hoffentlich niemanden, wenn ich sage, dass der größte Sponsor der TU die Krupp-Gruppe ist. Krupps Bergbausparte (Krupp Specialist Engineering) unterhält hier ein an die TU angegliedertes Institut, das Krupp SE Mining Insitute Freiberg. Vielversprechende Studierende können hier also früh erkannt und sofort an den Konzern gebunden werden.

> Neben "klassischem" Bergbau (Weiterentwicklung des Drohnenbergbaus), sowie neuen oder verbesserten Werkstoffen, nimmt die Parageologie einen immer größeren Raum ein. Seit der Rückkehr des Halleyischen Kometen wird vermehrt über magische Phänomene im Erzgebirge berichtet. Diese umfassen auch Vorkommen von magischen Mineralien, was allerlei Prospektoren ins Erzgebirge lockte. Für den industriellen Abbau reichte es bisher noch nicht, dennoch steckt S-K bereits seit Jahrzehnten seine Claims auf beiden Seiten der Grenze ab.
> Enigma

Zum zweiten ist Freiberg eines der Zentren des "Silicon Valley Sachsen". Hier besitzen viele Konzerne Halbleiter- und Microchipfabriken. Darüber hinaus finden sich auch einige Softwarefirmen und Solartechnikunternehmen. Neben den großen Kons gibt es auch einige aufstrebende lokale Player, sowie immer mal wieder einige interessante Startups.

Die dritte große Sache ist der Freiberger Christmarkt. Dies ist (laut Broschüre) mit der traditionellste, ursprünglichste und schönste erzgebirgische Weihnachtsmarkt der Region. Deshalb ist er ein großer Besuchermagnet und lockt teilweise sogar Besucher aus der ganzen Welt an. Der Christmarkt beginnt normalerweise am letzten Novemberwochenende und geht bis zum 22. Dezember. Der Höhepunkt ist die traditionelle Bergparade am 2. Advent im Fackelschein. Wie jedes Jahr wird die gesamte Dekoration des Marktes (samt der dort verkauften Volkskunst) von der PHSE geliefert, für die der Markt auch so etwas wie das Aushängeschild ist.

Olympiastützpunkt Dresden/Oberwiesenthal

Nachdem die Luftqualität in Chemnitz sich immer weiter verschlechterte beschloss der Deutsche Olympische Sportbund den Sitz des Olympiastützpunktes nach Dresden zu verlegen und aus der Außenstelle in Oberwiesenthal den Zweitsitz zu machen. Hier übt ein Teil der deutschen olympischen Auswahl insbesondere für Biathlon und Skispringen. Zusätzlich dazu gibt es reguläre Sporthallen, VR-Trainingseinrichtungen, sowie einen Wellnessbereich. Hinzu kommen Bars und Restaurants wo man – mit etwas Glück – die Sportstars antreffen kann.

> Seid aber vorsichtig. In Oberwiesenthal gibt es auch eine Sportfördergruppe der Bundeswehr. Zudem kommen viele der Athleten vom Bundesgrenzschutz oder aus den Landespolizeien. Das sind also keine hilflosen Filmstars, die nur so tun als könnten sie eine Waffe halten oder zuzuschlagen. Barschlägereien könnten also ausarten und Leute mit hineinziehen, die man vielleicht nicht dabei haben will.
> Snow-WT