Shadowrun

Vanadis Hyvönen verfluchte zum wiederholten Mal ihren Sekretär und ihre Unaufmerksamkeit. Es hätte nie so weit kommen dürfen. Aber dummerweise hatte sie das kommende Ereignis unter dem Stichwort „beliebige Konzernfeier mit kurzer Anwesenheitspflicht“ abgelegt und dabei vollkommen verdrängt, dass diese spezielle Feier mehr erforderte als nur Anwesenheit...

Eine tödliche Feier

sk frohes festVanadis Hyvönen verfluchte zum wiederholten Mal ihren Sekretär und ihre Unaufmerksamkeit. Es hätte nie so weit kommen dürfen. Aber dummerweise hatte sie das kommende Ereignis unter dem Stichwort „beliebige Konzernfeier mit kurzer Anwesenheitspflicht“ abgelegt und dabei vollkommen verdrängt, dass diese spezielle Feier mehr erforderte als nur Anwesenheit. Und absagen ließ sich diese zum lokalen Großereignis mutierte Veranstaltung auch nicht. Der aufdringlich künstliche Geruch von Nadelhölzern, vermischt mit Bratwurst- und Glühwein-Aromen, erreichte sie sogar hier im Backstage-Bereich – zusammen mit dem Kreischen der Kinder, wenn mal wieder eine Projektion von Fanja Feuerschwinge ihre Runden über den Köpfen der Masse drehte. Der öffentlich zugängliche Südturm der Essener Saeder-Krupp-Arkologie war das ganze Jahr über ein Ort, den sie lieber mied, aber zurzeit glich er einem Irrenhaus – aus dem LIVE alle möglichen Regional- und mehrere allianzweite Sender übertrugen und nur auf ihren Auftritt warteten. Das winterlich geschmückte Drachenland oberhalb der Arkologie-Einkaufsmeile platzte aus allen Nähten, und auch der angeschlossene Zoo mit dem Aquarium und dem großen Terrarium war mit einbezogen worden. Und die Souvenir-Shops quollen über vor unnützem, kitschigem Plastikkram. Einer ihrer Assistenten, ausgerechnet ein Zwerg, trug ein T-Shirt mit animierten Schneeflocken und dem Schriftzug „Tonttu“, was garantiert als Rassismus durchgehen würde, wenn er es nicht selbst tragen würde. Kleine, dicke Weihnachtszwerge – ihr blieb aber auch nichts erspart. „Paska!“, fluchte sie erneut. Mit den finnischen Flaggen, die man ihretwegen angebracht hatte, konnte sie ja durchaus noch leben, aber ihr Kostüm war eine Zumutung. Immerhin musste sie keinen Rauschebart tragen. Kurzfristig hatte sie sich überlegt, zu improvisieren, und sich aus dem nächsten Sexshop ein sexy Weihnachtselfenkostüm kommen zu lassen. Da hätten die schreienden Bälger draußen aber große Augen gemacht. Und erst deren Väter. Aber natürlich ging das aus PR-Gründen nicht, und so musste sie das klassische Joulupukki-Kostüm tragen, das ihr zu einem etwas sackartigen Aussehen verhalf. Sie konnte die Kommentare in den Boulevard-Medien schon vor sich sehen. „Paska!“

Immerhin hatte ihr Visagist wie immer gute Arbeit geleistet, und sie sah nicht komplett wie ein Weihnachtsclown aus. Irgendeinen positiven Faktor musste es ja geben. Fanja Feuerschwinge zog eine erneute Runde und kündigte die Weihnachtsfrau an – womit leider sie gemeint war. Die Tore zu ihrer persönlichen Hölle öffneten sich, und sie schritt hindurch, begleitet vom Kreischen der Masse und unter den beißenden Augen der Aufnahmegeräte. Während die Sicherheits-„Tonttus“ der Arkologie dafür sorgten, dass die Masse sie nicht überrannte, winkte sie mit einem aufgesetzten Lächeln, das sie sicher Tausende Male vor dem Spiegel geübt hatte, der Menge zu. Obwohl sie ihr Kom-System in den „Bitte nicht stören“-Modus gestellt hatte, blinkte am Rand ihres Blickfeldes ein Dringlichkeitssymbol auf. Im Hintergrund der Weihnachtsfeier sah sie, wie Sicherheitsleute in ziemlicher Hektik abgezogen wurden. „Ich möchte gerne eine Fanja-Puppe!!!“ „Ich auch!!!“ Irgendwo weinte ein Kind. Unter dem Weihnachtsfrauenkostüm und der aufgesetzten Maske der Freundlichkeit erwachte Vanadis‘ Argwohn. Während sie weiter den Kindern zuwinkte und -nickte, öffnete sie das Symbol. „Warnung! Bruch der Sicherheit! Ort Keller! Warnung! Bedrohungspotenzial hoch!“ Das erklärte natürlich die leicht panische Verlagerung von Sicherheitspersonal. Unter einer Bunkerplatte von gut 15 Metern Dicke befanden sich Lager, Lagezentren und militärische Einrichtungen, die die ADL-Regierung vor Neid erblassen lassen würden und allgemein als „Der Keller“ bekannt waren.

Aber die Sache stank ganz gewaltig. Auch wenn da etwas Egoismus ihrerseits aufstieg: Der Keller war eine Todeszone. Wenn dort etwas schiefging, dann waren die paar zusätzlichen Wachen der zivilen Sicherheit nur sinnlose Verschwendung. Aber so sah es der Alarmplan anscheinend vor. Aber hier, im öffentlichen Teil, konnten sie durchaus einen Unterschied machen, insbesondere da Lofwyrs Stellvertreterin und Statthalterin sich gerade vergleichsweise ungeschützt durch eine Menschenmenge bewegte. Instinktiv suchte sie die Balustraden des Drachenlandes ab. „Paska!“ Ihre Sicherheitsprogramme ordneten den Lauf, der aus einem der höher gelegenen Fenster der Drachenburg schaute, einem Cavalier Arms Crockett EBR zu, einer tödlichen Mischung aus Sturm- und Scharfschützengewehr, die salvenfähig war. Die Sicherheitsleute unmittelbar um sie herum waren mit den Kindern und ihren Eltern beschäftigt und hatten auch keinerlei Waffen zur Bekämpfung eines Scharfschützen bei sich. Ihr Blick fiel auf den Sicherheitsmagier ein paar Schritte hinter ihr. Der sah sie erstaunt an, während eine Salve des CA Crockett ihn durchsiebte. Für eine Sekunde herrschte eine unheimliche Stille, dann brach die Hölle los und Panik breitete sich in Windeseile aus. Vanadis sprang hinter das große Modell von Fanja Feuerschwinge mit Schlitten. Weitere Schüsse hallten durch das Drachenland, töteten einige Sicherheitsleute und produzierten große Löcher im Schlitten, die für Vanadis‘ Geschmack viel zu nahe an ihr dran waren. „Senkin ällöpaska!“, schrie sie den Attentäter aus ihrer Deckung heraus an, als weitere Schüsse einschlugen und ihr Splitter um die spitzen Ohren flogen. Bis die Sicherheit den Attentäter erwischte, würden wahrscheinlich noch satte zwei Minuten vergehen, und so viel Zeit hatte sie nicht.

Vanadis handelte. Sie sendete ihren Kommandocode an das Sicherheitszentrum und überging die aktuelle Gefahreneinschätzung. Durch das Röhrentransportsystem der Arkologie fielen zwei getarnte und bewaffnete Rotorkampfdrohnen. Vanadis sprang auf und rannte im Zickzack hinter das große Zieriglu. Der Attentäter hatte nachgeladen und schoss erneut. Die Kugeln erreichten Vanadis nie. Endlich hatte sich der als Kunstschnee getarnte Wasserelementar erhoben und bildete einen soliden Schutzschild für sie.

Die verschwendeten Schüsse halfen aber auch den Drohnen, den Attentäter auszuschalten, und sie antworteten mit einem Hagel aus automatischem Feuer, auf den noch vier Mikroraketen folgten, die einen Teil der Drachenburg wegsprengten. „Gefahrenquelle im Drachenland neutralisiert!“, wurde in Vanadis Sichtfeld eingeblendet. Vorsichtig lugte sie hinter dem Zieriglu hervor. Als keine weiteren Schüsse erklangen, stand sie auf und blickte sich um. Das Drachenland war wie ausgestorben, die Evakuierungsprotokolle für Massenpanik hatten anscheinend funktioniert, und der Wasserelementar reihte sich wieder in den Schnee der Umgebung ein. Beiläufig flankierten die beiden Drohnen Vanadis und suchten weiterhin aufmerksam die Umgebung ab. „Paska!“ Vanadis rückte ihr Weihnachtsfrauenkostüm zurecht, ging zum nächsten Weihnachtsstand und griff über die Theke nach einer Flasche Wodka. „Sicherheitsalarm für den Keller aufgehoben. Meldungen haben sich als Fehlalarm erwiesen!“ Vanadis wischte die Meldung gedanklich aus ihrem Gesichtsfeld. Immerhin war die Veranstaltung schneller vorbei, als sie befürchtet hatte. „Kippis!“, prostete sie den leeren Rängen zu und nahm einen großen Schluck aus der Flasche, während eine virtuelle Fanja Fafnir ihre Bahnen zog und allen eine frohe Weihnachtszeit wünschte. So schlimm, wie sie es sich vorgestellt hatte, war es dann ja doch nicht gewesen.

Weihnachtsmode

Styleguide mit WizzGene

Die weiße Jahreszeit hat begonnen und mit ihr der Rausch der Weihnacht. In den Geschäften lassen sich wieder personalisierte Wunsch-Tags an die Waren heften, und der alljährliche Adventsball von Saeder-Krupp hat auch modisch die Saison eröffnet. Wie in jedem Jahr gibt das Konzernparkett vor, was Mann und Frau in der Weihnachtszeit tragen sollten. Für festliche Anlässe, aber auch fürs einfache Weihnachtsshopping, kommen hier die coolsten Trends der Wintersaison:

Der letzte Schrei in diesem Jahr sind die "secondskin"-Overalls von Bodyline. Die Suits aus der X-mas-Collection sind aus extrem dünnem, durchsichtigem und hochgradig elastischem Stoff gefertigt und haben eine AR-Programmierung mit einem von zehn verschiedenen Wintermotiven. Man trägt sie wie eine zweite Haut unter der Kleidung, sodass "nackte" Hautstellen verschönert werden. Meine Lieblingskombination: Zunächst das Auftragen eines NanTan-Winterweiß, das die Haut bleicht, dann das Motivprogramm „Snowflakes“, die kleine Schneeflocken den Körper entlang rieseln lässt. Dazu passend das elegante Wasserfallkleid von Armanté in Reinweiß, und man ist der perfekte Weihnachtsengel.

Apropos Engel. Ein besonderes Accessoire in diesem Jahr sind die Schimmerflügel von Zoé. Aus feinstem Seidenstoff in verschiedenen fluoreszierenden Farben gibt es die Engelsflügel in zwei verschiedenen Größen. Nano-Technologie verbindet sie mit dem Rückenteil jeglicher Kleidung, sodass man die sperrigen Schmuckstücke auch problemlos am Platz lassen kann, wenn man beim Winterball gerne tanzen möchte. Besonders heiß: die mit Swarowsky-Steinen besetzte Brillant-Edition.

Saeder-Krupp-Puma bringt zum Saisonstart zwei brandneue Modelle in seiner neuen Luxuslinie, mit der sich der Konzern endgültig vom Fokus auf Sportschuhe verabschiedet: Die Damenpumps in weißem Leder haben nicht mehr nur eine verstellbare Absatzhöhe, man kann passend zur Weihnachtszeit bei jedem Schritt das Klingeln kleiner Glöckchen hören. Das Modell für Herren mit einer Mischung aus Velour- und Glattleder erzeugt beim Auftreten das Geräusch von knirschendem Schnee.

Fell ist wieder im Kommen: Die Haute-Couture setzt auf die Pelze seltener Tiere. Für besonderes Furore sorgte die Säbelzahntigerweste von Ami Feather. Aber auch preisgünstigere Marken setzen vermehrt auf animalische Puschel; so kommen aus Australien die Wombat-Boots von UGG Next Generation und Brilliance stellt den Mantel "Carnivale" aus Metaru-Pelz vor. Angeblich sei das Fell dieses erwachten Tieres wesentlich weicher als das seiner mundanen Geschwister.

Aus dem Hause Rheingold kommt der Schal "ek-scent-tric". In den Stoff eingearbeitete Chips geben nach und nach Duftstoffe ab und lassen sich in verschiedenen Noten programmieren. Der Schal ist in unterschiedlichen Farben und in den Varianten „urban“ aus Baumwollimitat und „chic“ aus Seide als Stola zum Abendkleid erhältlich. 

Sicherheitspersonal auf einer Konzernweihnachtsfeier

Hinter dem heutigen Türchen verbergen sich ein paar NSC-Werte für den Wachschutz einer Konzernweihnachtsfeier. Wir sind dabei von dem Personal für eine nicht ganz so wichtige Abteilung eines Megakonzerns ausgegangen – in diesem Fall Saeder-Krupp. Die Werte lassen sich natürlich auch für andere Konzerne verwenden.

Sicherheitsgardist (Saeder-Krupp)

Ork, Professionalitätsstufe 4
K 6 | G 3(4) | R 4(6) | S 6(7) | W 4 | L 3 | I 4 | C 2 | ESS 4,1

Initiative: 8(10) + 1W6
Zustandsmonitor: 11
Limits: Körperlich 8(9), Geistig 5, Sozial 5
Panzerung: 12
Aktionsfertigkeiten: Athletik-Fertigkeitsgruppe 3, Einschüchtern 4, Erste Hilfe 2, Gebräuche (Saeder-Krupp) 3 (+2), Knüppel 4, Pistolen 5, Waffenloser Kampf 3, Wahrnehmung 3
Bodytech: Cyberaugen [Stufe 2; Blitzkompensation, Restlichtverstärkung, Smartlink], Kunstmuskeln 1, Reaktionsverbesserung 2
Ausrüstung: Kommlink [Renraku Sensei; Gerätestufe 3], Panzerjacke [12]
Waffen: Betäubungsschlagstock [Präz. 4 | Reichweite 1 | Schaden 9G(e) | DK -5], Onotari Arms Violator [Schwere Pistole | Präz. 5(7) | Schaden 8K | DK -1 | HM | 10(s) | Smartgunsystem]

Sicherheitsmagier (Saeder-Krupp)

Zwerg, Professionalitätsstufe 4
K 5 | G 4 | R 3 | S 5 | W 5 | L 4 | I 4 | C 3 | M 6 | ESS 6

Initiative: 7 + 1W6
Astrale Initiative: 8 + 2W6
Zustandsmonitor: 11
Limits: Körperlich 6, Geistig 6, Sozial 6
Panzerung: 6
Aktionsfertigkeiten: Antimagie 4, Askennen 4, Astralkampf 4, Beschwören-Fertigkeitsgruppe 3, Führung 3, Gebräuche (Saeder-Krupp) 2 (+2), Pistolen 2, Spruchzauberei 6
Zauber: Betäubungsball, Energieblitz, Geistessonde, Leben Entdecken, Licht, Panzerung, Physische Barriere, Stille, Zauberfinger
Ausrüstung: Kommlink [Renraku Sensei; Gerätestufe 3], Panzerkleidung [6]
Waffen: Onotari Arms Security Special [Leichte Pistole | Präz. 6(8) | Schaden 6K | HM | 11(s) | Smartgunsystem]

Mitarbeiter der Inneren (Saeder-Krupp)

Dieser Mitarbeiter ist nicht das, was er scheint. Er stammt aus der Abteilung für Innere Angelegenheiten und soll ein Auge darauf halten, welche Mitarbeiter in Feierlaune allzu großzügig mit der (unabsichtlichen) Weitergabe von Interna sind … Dass er niemandem wirklich bekannt vorkommt, fällt nicht weiter auf. Schließlich ist der Bereich, der die Weihnachtsfeier ausrichtet, groß genug, dass man nicht jeden kennen kann.

Mensch, Professionalitätsstufe 3
K 3 | G 3 | R 3 | S 3 | W 4 | L 5 | I 4 | C 4 | ESS 5,3

Initiative: 7 + 1W6
Zustandsmonitor: 10
Limits: Körperlich 4, Geistig 6, Sozial 6
Panzerung: 6
Vorteile: Soziales Chamäleon
Aktionsfertigkeiten: Computer 3, Einschüchtern (Verhör) 3 (+2), Führung 4, Gebräuche (Saeder-Krupp) 5 (+2), Heimlichkeit-Fertigkeitsgruppe 5, Pistolen 3, Überreden 4, Verhandlung 5, Verkörperung 3, Waffenloser Kampf 2, Wahrnehmung 5
Bodytech: Cyberohren [Stufe 3; Audioverbesserung 3, Richtungsdetektor, Selektiver Geräuschfilter 6], Datenbuchse, Simrig
Ausrüstung: Kommlink [Erika Elite; Gerätestufe 4], Kontaktlinsen [Kapazität 3; Bildverbindung, Restlichtverstärkung], Panzerkleidung [6]
Waffen: Fichetti Tiffany Needler [Präz. 5 | Schaden 8K(f) | DK +5 | HM | 4(s)]

Ristorante Castello

Das Ristorante Castello ist ein sehr exquisites Lokal direkt an der Grenze zum exterritorialen Gebiet von Saeder-Krupp im Essener Westen. Weit gerühmt für seine umbrischen Spezialitäten steht die Gaststätte unter der Leitung von Küchenchef Orazio Laurenzi und Geschäftsführer Stefano Gatti.

Dieses Jahr richten die beiden eine ganz besondere Weihnachtsfeier aus: Der Metropolplanungsrat für Essen von Saeder-Krupp hat das Castello angemietet und für seine Mitglieder samt Begleitungen ein ganz besonderes Weihnachtsmenü bestellt – sieben Gänge feinste Speisen als Dank für ein gelungenes Jahr an die verdienten Mitarbeiter. Für die Festivität ist nach der Verköstigung noch ein geselliges Beisammensein mit diversen Umtrunken bis in die späte Nacht geplant, und Stefano Gatti hat für den Anlass schon das gesamte Restaurant weihnachtlich herrichten lassen und dabei nicht gespart.

Das Ristorante liegt in einer Sicherheitszone und ist daher an sich schon gut bewacht. Zusätzlich für die Weihnachtsfeier sind aber noch einige Konzerngardisten von S-K sowie eine genauere Luftüberwachung des Gebietes durch die hier zuständige Polizei eingeplant. Zudem wird ein Sicherheitsmagier vor Ort sein.

Warum die Feier dieser Planungsgruppe aus dem höheren Management ausgerechnet außerhalb der nahe gelegenen Hauptarkologie stattfinden soll, ist nicht bekannt. Einige Schattenforen berichten allerdings darüber, dass Darius Perwein, der Leiter der Kommission, gut mit Gatti befreundet ist. Und Gatti wiederum werden enge Kontakte zur Mafia-Familie der Gasperis nachgesagt, die nicht nur Essen und Umgebung fest in ihrer Hand hält, sondern auch immer enger an den Konzern heranzurücken scheint und der Planungskommission in letzter Zeit bei dem einen oder anderen Projekt außerhalb der S-K-Grenzen unter die Arme gegriffen hat. In diesem Sinne scheint es sich also um eine doppelte Weihnachtsfeier zu handeln: eine mit guten Kollegen – und eine mit guten Geschäftspartnern.

Runszenarien und -ideen – Weihnachten im Konzern

Ein Lichtlein brennt …

Auf der Weihnachtsfeier im Ristorante Castello trifft sich nicht nur die Kommission für Metropolplanung unweit der Essener Saeder-Krupp-Exterritorialzone – auch ein paar andere Gäste sind geladen, die nicht zum Konzern gehören und am späteren Abend zu den Feiernden dazustoßen sollen. Darunter befindet sich auch Isa De Sciglio, eine hohe Mafia-Offizierin, die von Seiten der Familie den Kontakt zur Kommission pflegt und für sie hin und wieder die Drecksarbeit übernimmt. Neben dem Austausch von Höflichkeiten plant der Leiter der Kommission, Darius Perwein, mit ihr in gemütlicher Atmosphäre ein paar wichtige Punkte für das kommende Jahr zu klären.

Von diesem Treffen hat auch Michaela Semenszato, die Tochter des derzeitigen Paten Don Lupo Gasperi, Wind bekommen. Das Verhältnis zu ihrem Vater ist im Augenblick stark unterkühlt; er hält sie von vielen Informationen fern, und Michaela ist darüber mehr als unglücklich. Deshalb nimmt sie die Sache in die eigene Hand und beschließt, selbst herauszufinden, welche Absprachen getroffen werden, um sie vielleicht so zu ihrem eigenen Vorteil zu nutzen.

Dummerweise haben ein paar andere Konkurrenten ebenfalls von dem Treffen erfahren – ein paar Russen wollen dem Treiben zwischen S-K und der Mafia endgültig ein Ende setzen, am liebsten mit einem Knalleffekt. Daher haben sie einen Kellner, Mario Donulad, eingeschleust, der zu gegebener Zeit, nämlich wenn alle wichtigen Personen vor Ort sind, eine Bombe in den hinteren Räumen zünden wird.

Die Runner werden nun von Verbindungsmännern von Michaela angeheuert, um das Ristorante vor der Weihnachtsfeier gründlich zu verkabeln – möglichst so, dass der S-K-Sicherheitsdienst, der kurz vorher durch das Lokal geht, nichts findet. Besonders wichtig sind dabei Küche und Hinterzimmer, da Michaela zu Recht vermutet, dass der Sicherheitsdienst dort nicht so genau hinschauen wird, die Gespräche aber dort stattfinden werden. Danach sollen die Runner die Weihnachtsfeier überwachen und dokumentieren – live und in Farbe. Während ihrer Überwachung bekommen sie allerdings ein Gespräch von Mario mit einem Mittelsmann am Telefon mit und erfahren von der Bombe … eine wichtige Information, die sie hoffentlich direkt an ihre Auftraggeberin weiterreichen werden (die um stündliche Statusberichte gebeten hat). Michaela ist klar: Wenn die Bombe explodiert, nützt das ihren Plänen gar nichts. Zudem ist eine Gefahr innerhalb des Restaurants ein Gesichtsverlust für die Familie, weswegen nicht die Polizei informiert werden kann (und auch nicht die Leute im Restaurant, weil die sonst unter Umständen herausbekommen würden, dass sie von Teilen der eigenen Familie abgehört werden). Sie erweitert also notgedrungen die Einsatzparameter – und die Runner stehen vor der Herausforderung, ohne größeres Aufsehen eine Bombe in einem unbekannten Versteck mitsamt dem Bombenleger während der Weihnachtsfeier aus dem Restaurant zu bergen.

Oh Tannenbaum …

Wein, Bier und andere Alkoholika waren noch nie der Anfang von etwas Gutem – so auch jetzt nicht während der Weihnachtsfeier der Firma Botanicon in Dortmund, einer Ideen- und Forschungseinrichtung, die sich mit Pflanzen und deren genmanipulierter Verbesserung beschäftigt. Während eines kleinen, promillebefeuerten Disputs über natürliche und veränderte Bäume geraten Sascha Delmare und Dr. Henrik Krigbaum von der Botanischen Fakultät der Universität aneinander. Letzterer behauptete, dass es eben viel schöner sei, sich auch mal auf Mutter Natur zu stützen. Weiter befindet Krigbaum Delmare für viel zu unfähig, um sich in der echten Natur zurechtzufinden und innerhalb weniger Tage ein bestimmtes Gewächs zu beschaffen. Delmare, hochnäsiger Selfmademillionär, widerspricht natürlich sofort, und es entspinnt sich eine Wette: Innerhalb von drei Tagen soll Delmare mit seinen eigenen Mitteln eine ganz bestimmte Tannenart beschaffen – als Weihnachtsbaum für seine Firma. Dann wird Krigbaum zugeben, dass Delmare sehr wohl ein fähiger und findiger Mann sei, der auch zu „echten Botanikern“ gute Kontakte hat.

Gesagt, getan. Was aus einer Alkohollaune heraus entstand, kann Delmare auch nach dem Rausch nicht auf sich sitzen lassen – allerdings wird ihm bei der Wahl der Pflanze durch Krigbaum schnell klar, dass er Hilfe braucht, um solch eine Wette zu gewinnen. Der Botanik-Professor besteht auf eine Grannen-Tanne – ein Gewächs, das fast schon ausgestorben ist und – bis auf wenige Ausnahmen – nur an bestimmten Orten in Kalifornien wächst. Mit all seinen zur Verfügung stehenden Mitteln macht Delmare aber tatsächlich zwei dieser Tannen in erreichbarer Nähe aus: eine im Botanischen Garten der Universität (die er unmöglich stehlen kann, weil Krigbaum ihn sofort dahinter vermuten würde) und eine im Park einer Mitsuhama-Zweigstelle im Süden Düsseldorfs – wohl ein Geschenk aus der San-Francisco-Niederlassung des Megakonzerns. Letzteres Gewächs ist fest in der Erde verwurzelt und aufgrund der Jahreszeit schon geschmückt, trotzdem aber der einzige Kandidat, mit dem Delmare die Wette noch gewinnen könnte.

Daher bekommen die Runner kurz vor Weihnachten einen eher ungewöhnlichen Auftrag: Sie sollen in den überwachten Garten der Mitsuhama-Einrichtung eindringen, sämtlichen Sicherheitsleuten und -drohnen entgehen, den immerhin knapp acht Meter hohen Baum fällen und ihn zu Delmare schaffen. Und das binnen 24 Stunden …

Ihr Kinderlein kommet …

Manch Weihnachtsgeld will einfach nicht für den Konsumbedarf von einfachen Angestellten reichen – so auch nicht die Zuwendungen an Herrn Jonas Metz, Techniker in der Abteilung für Steuerungsdiagnostik des Megakonzerns Evo am Standort Hannover. Der Mitarbeiter an einem Forschungsprojekt für neue Steuerungschips hat sich deswegen zu einem Deal verführen lassen: Er soll für den Konkurrenten Proteus, einen skrupellosen AA-Konzern aus der ADL, einen Prototypen des Steuerungschips entwenden und außerhalb der Firmenmauern an einen Mittelsmann übergeben.

So weit, so gut. Metz‘ raffinierter Plan, das kostbare Stück Hardware durch die Sicherheitskontrollen seines Konzerns zu schleusen, sieht auch gar nicht übel aus: Er baut in ein im Nachbargebäude produziertes Weihnachtsspielzeug einfach die Schmuggelware mit ein – womit ein automatischer Plastikwichtel der Marke „Pixus“ zu einem ganz besonderen Geschenkträger im Werte von mehreren Hunderttausend Euro wird.

Metz markiert den Wichtel, schreibt sich dessen Seriennummer auf und sorgt dafür, dass er auf einen ganz bestimmten Lastwagen kommt, der ein Spielzeuggeschäft in Bremerhaven beliefert. Dort hätte direkt nach Geschäftsbeginn der Mittelsmann den Plastikwichtel nur noch im Laden kaufen müssen, und schon hätte es eine wunderbare Weihnacht geben.

Doch natürlich kommt es anders – denn besonders raffinierte Pläne sind meistens auch besonders fehleranfällig. Durch ein logistisches Problem im Warenvertrieb gerät der Lastwagen mit dem teuren „Pixus“ auf Abwege. Metz und Proteus können nur mit letzter Not herausbekommen, dass der Wichtel an ein Großgeschäft in der Oberhausener Einkaufsmall geliefert wurde – als der Mittelsmann endlich ankommt, sind allerdings schon ein halbes Dutzend der kleinen Kerle verkauft, darunter auch das Objekt der Begierde.

Proteus will keinen Aufstand – vor allem nicht, als klar wird, dass Evo durch das merkwürdige Interesse eines Mitglieds der Forschungsabteilung an der Weihnachtswichtelproduktion auf den Diebstahl aufmerksam geworden ist. Der Konzern heuert also die Runner an – die so schnell wie möglich den Wichtel wiederbeschaffen sollen. Dummerweise hat das Geschäft zwar die Kundenkaufdaten in seinem System (das die Runner hacken müssen), jedoch nicht, wer welchen Wichtel gekauft hat. Es beginnt also ein Wettlauf mit der Zeit, denn auch Evo ist hinter den Wichtelkäufern her – und nicht jedes Kind wird seinen neuen Freund widerstandslos abgeben.

Einige der Wichtel sind sicherlich leicht zu beschaffen, indem man Eltern besticht – zwei Wichtel haben es aber in gut situierte Haushalte anderer Konzernfamilien geschafft, bei denen eine Wiederbeschaffung deutlich schwerer sein wird. Letztlich stellt sich auch noch heraus, dass keiner der sechs Wichtel die gesuchte Seriennummer besitzt. Erst nach kurzer Detektivarbeit ist zu erfahren, dass aus dem Geschäft noch zwei weitere der kleinen Weihnachtsmannhelfer herausgegeben wurden, bevor der Mittelsmann den Verlust bemerkte: Sie befinden sich unter den eingepackten Geschenken einer Charity-Veranstaltung mitten in der Mall, unweit vom Thron des angemieteten Kaufhausweihnachtsmanns – und sind zudem zeitgleich Ziel eines Evo-Eingreifteams.