Shadowrun

Autor: Jan Helke

Winterzauber am Admiralitätsfleet

Der Zauberfleet sieht sich als Nachfolger des Weihnachtsmarktes auf der Hamburger Fleetinsel, traditionell ein Weihnachtsmarkt der oberen Zehntausend (oder anders gesagt: die Käuferschaft der umliegenden Nobelläden). Kaum einer der zahlungskäftigen Leute an den Glühweinschänken ist vor der Schwarzen Flut geboren worden, aber die Besuchstradition liegt bei vielen in der Famile und dem Geldbeutel. Deshalb kostet hier üblicherweise der Glühwein ein Drittel mehr als auf anderen Weihnachtsmärkten und Quote der Taschendiebe ist höher.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, der Hamburger Fleet-Weihnachtsmarkt hätte sich ein Beispiel an Wildost genommen: Wie vertäut man möglichst viele schwimmende Objekte, sodass möglichst viele Personen sich durch und über möglichst enge Planken und Wege drängen (lassen) können. Und nicht gleich in den Fleet fallen, wenn mal wieder ein wildgewordener Nice-Guy auf seinem Jet-Ski eine Haarnadelwende fährt und dabei ordentlich Wellenschlag fabriziert: Der gesamte Markt schwimmt auf den Wasserstraßen der überfluteten Hamburger Altstadt.

Geflutet in rot-gold-grünlicher LED-Beleuchtung (in Jahren, in denen Christtümlichkeit en vogue ist und in weiß-blau-violetter Neonbeleuchtung in Jahren, in denen der Kreuzjunge mal wieder auf dem absteigenenden Ast ist) strahlt der Weihnachtsmarkt mehr als nur einen Hauch "Heile Welt" aus. Neben den obligatorischen Glühweinständen (auf Wunsch mit echtem Wein) und Fressbuden (auf Wunsch mit echtem Bottichfleisch) findet man hier Handwerkskunst aus dem Schwarzwald, Erzgebirge oder Pomorya. Natürlich zu deutlich überhöhten Preisen, denn wenn die Geldbörse von den Weihnachtseinkäufen eh locker sitzt und der zweite Glühwein wirkt, vergleicht Metamensch nicht die Preise in der Matrix. Zumal man das Unikat hier gleich mitnehmen kann.

Wer das entsprechende diebische Geschick mitbringt, kann auf dem Fleetzauber täglich ab dem frühen Nachmittag fündig werden. Tagsüber stehen die dicken Einkaufstaschen nachlässig beobachtet zwischen den Beinen älterer Metamenschen. Zum Abend hin werden die Besuchenden zwar jünger und kommen selten direkt vom Shoppen, haben aber den ein oder anderen mittleren Ebbi in der Tasche, um die Mitarbeitenden süffisant auf mehrere Runden Glühwein einzuladen.

Um ein einheitliches Bild zu garantieren, können die Schwimmstände nur von den Veranstaltenden gemietet werden, die die Stände dann entsprechend der Mietgebühren und der zu erwartenden Kundenanziehung zusammenstellen und aufbauen. Oberhalb der Wasserlinie hat man einen Verkaufsbereich ab 2 × 2 Metern (aktuell im Design "elfisch inspirierter Iglu"), unterhalb der Wasserlinie befindet sich ein etwa 6 m² großer Stauraum, der üblicherweise Vormittags von den Mietenden aufgefüllt werden kann. Die Miete eines Standes kann nur über den kompletten Zeitraum stattfinden, wenn allerdings der Schein nach außen einheitlich bleibt, spricht nichts gegen einen zeitweise Untervermietung.